Leserbrief von Jens Ramhorst zum HAZ-Artikel „Unterrichsversorgung mangehalft“ vom 4.2.2022

Written by sysop — 21. Juni 2022
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https://www.haz.de/der-norden/lehrermangel-in-niedersachsen-ist-so-gross-wie-seit-20-jahren-nicht-JOXH56JCCZXTEVWOGGEH7KDONI.html

Seit Jahren betonen die PolitikerInnen verschiedenster Parteien, wie wichtig eine gute Bildung für die Zukunft unseres Landes und wie wichtig ihnen unsere Kinder und Jugendlichen sind.
Leider zeigt der Artikel ganz deutlich, dass dem nicht so ist. Im Gegenteil. Er zeigt den Offenbarungseid der Landesregierung in der Schulpolitik.
Die Probleme der schlechten Unterrichtsversorgung sind seit Jahren oder sogar schon Jahrzehnten bekannt. Versprochen wurde vieles, getan hat sich wenig. Liegt es daran, dass junge Menschen für die Politik, entgegen der ständigen Beteuerungen, nur eine untergeordnete Rollen spielen?
Solange die jungen Leute keine eigene Stimme haben, wird sich daran auch wenig ändern. Daher ist ein Wahlrecht ab 16 Jahren und ein Familienwahlrecht (jede Familie bekommt so viele zusätzliche Stimmen wie Kinder unter 16 Jahren im Haushalt) Grundvoraussetzung, damit in der Politik auch junge Menschen, die später mal die Rente zahlen sollen, berücksichtigt werden.
Nachdem der Karren in Sachen Schulpolitik nun schon über Jahre immer tiefer in den Schlamm gezogen wurde, benötigen wir aus meiner Sicht nun schnell kurz- und langfristige Lösungen.

Dazu zählen:
1. Eine ehrliche und schonungslose Analyse der aktuellen Situation und zukünftigen Bedarfe.
2. Eine Reform der LehrerInnenausbildung. Müssen wirklich alle Lehrkräfte ein Studium haben? Wahrscheinlich können Kaufleute für Büromanagement besser in Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationstechniken unterrichten, als jede Lehrkraft. Ganz zu schweigen von MusikerInnen, KünstlerInnen oder SportlerInnen.
3. Eine Steuerung der Fächerkombination beim Studium. Wenn jetzt schon MINT-Lehrkräfte fehlen und die Politik diesen Fächern sogar in Zukunft noch mehr Stellenwert einräumt, muss mit geeigneten Steuerungsmaßnahmen dafür gesorgt werden, dass vermehrt junge Leute ein Lehramtsstudium in diesen Fächern beginnen.
4. Möglichkeiten schaffen, dass auch im Nebenberuf unterrichtet werden darf. Was spricht gegen einen Tischler, der in der Woche 4 Stunden Werken gibt?
5. Den Lehrberuf an Haupt-, Real- und Oberschulen attraktiver machen. Die Steuerung kann hier auch über eine entsprechende Bezahlung erfolgen (wo mehr Bedarf ist steigen auch die Löhne).
6. IGS’sen und KGS’sen muss die Einstellung von Haupt- und Realschulkräften ermöglicht werden.
7. Die Kettenvertragsproblematik endlich lösen.
8. Den Schulen insgesamt mehr Freiraum und Entscheidungskompetenz geben. Dazu gehört auch, dass der Lehrplan flexibel unterrichtet werden kann. Z.B. in Epochen.

Es gibt sicherlich noch mehr Maßnahmen, um in dem Desaster der schlechten Unterrichtsversorgung Abhilfe zu schaffen. Aber allen Maßnahmen ist eines gemein.
Es muss kreativ gedacht, über den Tellerrand geschaut, der Amtsschimmel vertrieben und Standesdünkel beseitigt werden. Und zwar jetzt.
Diese Jahr sind Landtagswahlen. Ich erwarte von der Politik, die Schul- und Berufsausbildung zum zentralen Thema im Wahlkampf und den kommenden Jahren zu machen und appelliere an alle Eltern und Großeltern, die Zukunft Ihrer Kinder und Enkelkinder zum zentralen Entscheidungskriterium Ihrer Wahlentscheidung zu machen. Auch im eigenen Interesse.

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